Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
des herzoglichen Hauses in ein geheimes Gewölbe gebracht worden, wurde aber im ersten Viertel unseres Jahr-
hunderts wieder entdeckt und von dem Landgrafen Karl von Hessen nach Kopenhagen abgeliefert1). Um diese
Zeit begann man auch allmählich — die Inventarien-Verzeichnisse der jedesmaligen Schlossverwalter belehren uns
aktenmässig hierüber — mit der Ausräumung der herzoglichen Prunkgemächer; die kostbaren Mobilien und
Kunstschätze wurden meistens „zur Restauration“ nacli Kopenhagen gesandt, wo sie alsdann verblieben. Besondere
Erwähnung verdienen die prächtigen Hautlisse-Tapeten im Rokokogeschmack, über deren Verbleib nichts Be-
stimmtes bekannt ist, und die im Schlosse befindlichen Gemälde. Nach Beendigung des Schleswig-Holstein’schen
Krieges wurden die kostbarsten derselben, darunter neun grosse Wandgemälde von Ovens, ausgesondert und
nach Kopenhagen gebracht, wo sie lange Zeit zusammengerollt auf einem Boden im Schlosse Christiansborg lagen
und verschollen blieben, bis anlässlich des Brandes in diesem Schlosse (3. October 1884), bei dem sie glücklicher
Weise keinen Schaden litten, die Aufmerksamkeit wiederum auf sie gelenkt wurde; der Rest der Gemälde wurde am
1. November 1853 zu Gottorp öffentlich versteigert. Sie kamen zum Theil in das Schloss von Schwerin, in dem
sie noch heute die Wände längs der weissen Marmortreppe vom Erdgeschoss bis zum vierten Stock hinauf
schmücken. Es sind 19 überlebensgrosse Heldengestalten aus der Schleswig-Holstein’schen Sage und Geschichte,
in Oel auf Leinwand gemalt. Unter jedem Bilde befindet sich eine auf Holz gemalte Predella, in welcher ein
hervorragendes Ereigniss aus dem Leben der Hauptfigur dargestellt ist; an künstlerischem Werthe überragen sie
die Oelgemälde selbst; einige Kunstforscher2) schreiben sie Karl van Mander, dem Hofmaler des Königs
Christian IV., und seinen Schülern zu.
In gleichem Maasse, wie man das Schloss allmälilich seiner früheren Pracht entkleidete, nahm auch die Aus-
nützung seiner weiten Räumlichkeiten für praktische Zwecke zu. Schon unter den Herzögen waren einige Ab-
theilungen der Regierung im Schlosse untergebracht worden. Nach dem Uebergang in königlichen Besitz waren
nur die Räume für den Statthalter sowie die für die Aufnahme der königlichen Familie bei etwaigen Besuchen
bestimmten Gemächer in der Beletage und im zweiten Stockwerk des Südflügels mit grosser Pracht eingerichtet 3).
Besonders das Audienzzimmer der Königin zeichnete sich durch seine Ausschmückung mit grossen Oven'schen
Gemälden aus4). Ausser diesen Räumen wurden nur der grosse Ball- (Maskeraden-) Saal, sowie der Trauer-,
Kirchen- und Leichensaal im Nordflügel nicht für Regierungszwecke verwendet Allmählich brachte man ausser der
Kanzlei der Statthalterschaft nun das Schleswig - Holstein’sche Obergericht und Landesgericht, das Ober- und
Landesconsistorium und die durch Erlass vom 15. Mai 1834 errichtete Schleswig- Holstein’sche Regierung in
dem Schlosse unter5). Die gewölbten, im Parterre der Westseite des Südflügels befindlichen Räume6)
mit den damals noch prächtig gemalten und vergoldeten Säulen in der Mitte, welche als Reste des älteren
Schlossbaues in den Neubau eingefügt worden waren, dienten jetzt als Möbelkammern, beherbergten auch einen
Theil des Archivs der Landescommission und wurden endlich zu Wohnungen eingerichtet. Dass das Schloss
in dem Kriege von 1848—1851 als Militär - Lazareth diente, ist schon oben erwähnt. In die folgenden Jahre
fällt dann die umfassende Veränderung der Innenräume und Nebengebäude, durcli welche der ehemals so glänzende
Fürstensitz, die Wiege erlauchter Regentenhäuser in eine Kaserne umgewandelt wurde. Die alten Festungswerke
hatten sicli in den Kriegsjahren als völlig nutzlos erwiesen. Nachdem schon im Jahre 1843 eine Bastion gesprengt
und der Raum zu Reitbahn, Exercierplatz, Küchen- und Blumengarten hergerichtet worden war, wurden nun auch
die anderen Bastionen und die Wälle in den Burgsee abgetragen, an Stelle der baufälligen Nebengebäude die
erforderlichen Neubauten aufgeführt — schon Prinz Friedrich von Augustenburg hatte einige bauliche Ver-
änderungen vornehmen lassen —, und auf diese Weise erhielt das Schloss die für seine nunmehrige Bestimmung,
welche es aucli nach 1864 behielt, geeignete Anpassung.
Es ist selbstverständlich, dass die ehemals so sehr gepflegte Umgebung des Schlosses mit ihren Gärten und
Lusthäusern ebenfalls nicht lange ihren früheren Schmuck behalten konnte. Die grosse Ausdehnung der Anlagen,
von denen allein das Neuwerk von dem Anfange beim Globushause bis zur Amalienburg über 2100 Fuss in
der Länge und an der Südseite 1150, an der Nordseite aber 1300 Fuss in der Breite mass 7), erforderte grössere
Mittel zu ihrer Unterhaltung, als sie den Statthaltern zu Gebote standen. Im Jahre 1748 liess man daher den
alten Garten vor Gottorp eingehen und verkaufte das ganze verwilderte Terrain, nachdem schon vorher „der kleine
fürstliche Garten“ für eine jährliche „Recognition von 24 Thalern“ als Bauplatz für das Palais eines Grafen von
J) Ueber den reichen Inhalt der Silberkammer vgl. oben S. 51.
2) Vgl. Dr. Prosch in der Monographie über das Grossherzogliche Residenzschloss zu Schwerin 1864.
3) Vgl. Jürgensen a. a. 0.
*) Vgl. S. 52.
6) Hier blieb dieselbe bis zum Jahre 1848.
6) Die Kunstkammer befand sich früher daselbst.
V) Vgl. Jürgensen a. a. 0. § 63.
62