Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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der Nath veräussert werden war 1). Immerhin blühte die Gartenkunst noch einige Zeit in Gottorp, vor allem
unter dem geschickten und auch in weiteren Kreisen berühmten Garteninspector Voss (1756—1770)2). Sehr
bald aber geriethen dennoch die Gärten und Lusthäuser in Verfall, und der Schmuck der Statuen und die Ruhe-
sitze verschwanden. Für die Erhaltung des Globushauses that man nach Entfernung des berühmten Globus so lange
nichts, bis der Regierung die Kosten der projectirten Restauration zu bedeutend erschienen, so dass sie dasselbe
zum Abbruch verkaufte (1770). Gleiches geschah, als durch ein starkes, mit Hagelschlag verbundenes Gewitter
im Jahre 1775 die Glashäuser der Orangerie zerstört wurden, wobei sehr viele kostbare Gewächse zu Grunde
gingen. Wegen der bedeutenden Wiederherstellungskosten liess man die ganze Anlage eingehen. Ebenso ver-
fielen die Wasserkünste und Fontänen. Das in der Nähe der Amalienburg befindliche Ringelhaus wurde ab-
gebrochen; die schadhaft gewordenen hölzernen Nachbildungen antiker Statuen verkaufte man. Die ehemalige
Schönheit der Gottorp’schen Gärten war Ende des 18. Jahrhunderts schon so weit in Vergessenheit gerathen,
dass auch die damals immer noch grossartigen Reste dieser herrlichen Anlagen in dem umfangreichen Werke
von C. C. L. Hirschfeld: „Theorie der Gartenkunst“ (Leipzig 1782) keine Erwähnung mehr fanden, während
unter anderen Schleswig-Holsteinischen Gärten und Parkanlagen besonders die Gärten von Louisenlund, Augustenburg
und Gravenstein eingehend beschrieben sind. Von allen Gartengebäuden hielt sich die Amalienburg noch am
längsten. Im Jahre 1822 war sie dann endlich durch die lange Vernachlässigung so schadhaft geworden, dass das
Dach und die Gallerien einzustürzen drohten und die viel bewunderten Gemälde von Jürgen Ovens durcli die
Feuchtigkeit dem Untergange nahe gebracht wurden. Der letzte Ueberrest der herzoglichen Prachtgebäude wurde
dann mit diesem Lusthaus abgetragen. Die Gemälde von Ovens, 45 an der Zahl, wurden im Rittersaale des
Schlosses der Vergessenheit und dem Staub anheim gegeben, bis sie auch von hier verschwanden.
Während dieser Zeit hat die Geschichte des Schlosses nur noch einige Besuche der königlichen Familie zu
verzeichnen, denen allerdings keine grosse Bedeutung beigemessen werden kann. Dieselben fallen besonders in
die erste Zeit der dänischen Herrschaft; allein das Volk liess sich dadurch über den Verlust, den es durch die
Beseitigung des geliebten herzoglichen Hauses erlitten hatte, nicht hinwegtäuschen. Es ist schon erwähnt worden,
dass Friedrich IV. und der Kronprinz, der nachmalige König Christian VI., am 4. September 1721 persönlich zu
Gottorp die Huldigung der Schleswig’schen Stände entgegennahmen3). Der Kronprinz war schon am 29. August
mit seiner Gemahlin, der Prinzessin Sophia Magdalena von Brandenburg-Culmbach, feierlich in die Stadt Schleswig
eingezogen. König Friedrich V. weilte mehrmals auf Gottorp, so besonders im Jahre 1754, als er bei Schuby
unweit Schleswig „ein Lustlager“ abhielt, bei dem über 12000 Mann vier Wochen lang versammelt waren.
Später weilte Christian VII., als er sich zu einer Reise durcli einige europäische Länder anschickte, mehrere
Tage auf Schloss Gottorp. Auch eine fürstliche Hochzeit wurde noch hier gefeiert. Am 31. Juli 1790
führte der Kronprinz Friedrich die Prinzessin Maria Sophia Friederike, Tochter des Landgrafen Karl von Hessen,
heim. Die Trauung wurde in der Schlosskapelle vollzogen; darauf folgten mehrtägige Festlichkeiten auf dem
Schlosse und in der Stadt, welche einigermassen an den Glanz der vergangenen Zeiten erinnerten. Eine grössere
fürstliche Versammlung sah Gottorp bei traurigem Anlass. Nach der unglücklichen Schlacht bei Jena (14. Oc-
tober 1806) begaben sich der Kurfürst von Hessen, die Schwester des Königs von Preussen, die Statthalterin
von Oranien aus dem Haag, die Schwester des Kaisers von Russland, die Grossherzogin von Weimar und andere
Fürstlichkeiten an den Hof Karl’s von Hessen, der damals noch als neutraler Boden galt4). Zum Schlüsse mag
auch noch erwähnt werden, dass der jetzige dänische König, Christian IX., am 8. April 1818 auf Gottorp geboren
wurde, wo sein Vater, der spätere Herzog von Glücksburg (seit 1825) seinen Wohnsitz hatte5).
Im vorausgegangenen Abschnitte 6) haben wir eine allgemeine Skizze der Kunstgeschichte Schleswig-Holsteins
unter dem Gottorp’schen Hause mit Berücksichtigung der Nachbarländer und der deutschen Kunst im Allgemeinen
zu entwerfen versucht. Es ist nun noch unsere Aufgabe, in ähnlicher Weise einen Ueberblick über die Ent-
wickelung der Kunst Schleswig-Holsteins unter der dänischen Herrschaft folgen zu lassen.
Wir liaben bereits oben gehört, wie das Barock mit dem Rokoko sich berührte und schon während der
Herrschaft des Gottorp’schen Hauses in dem Stammschlosse desselben Eingang fand?). Bald nach dem Ueber-
') Vgl. Sach, Gesch. d. Stadt Schleswig, S. 324.
2) Jac. Friedr. Feddersen, „der Gottesgelahrtheit Beflissener“ u. s. f. hat damals sogar in einem Gedichte von drei Gesängen den
„Gottorpischen Lustgarten“ besungen (Kopenhagen und Leipzig 1757). Vgl. Büsching’s Nachrichten von dem Zustande der Wissenschaften
und Künste in den Königl. Dänischen Seichen und Ländern 1758.
3) Vgl. S. 58.
1) Vgl. Sach, Gesch. d. St. Schleswig, S. 288.
5) Die Zimmer der Herzogin von Holstein-Beck, der Mutter der Prinzen von Holstein-Glücksburg, befanden sich im Nordflügel, östlich von
der Kapelle neben dem Kirchen- und dem durch seine reiche Deckenstuccatur ehemals ausgezeichneten „Leichensaale“.
6) Vgl. SS. 26-32.
7) Vgl. S. 32.
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