ForsideBøgerSchloss Gottorp : ein nordischer Fürstensitz

Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz

Forfatter: Robert Schmidt

År: 1887

Forlag: Ernst Homann

Sted: Kiel

Sider: 135

UDK: st.f. 725.17 sch

Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken

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Side af 143 Forrige Næste
Holstein und zeigte sich vielfach als einen tüchtigen Künstler. Im Allgemeinen aber machte sich eine un- erquickliche, oberflächliche Schnellmalerei an Stelle der früheren Tiefe und Sorgfalt bemerkbar. Bei aller Ge- wandtheit, mit welcher Stift und Pinsel geführt wurden, lassen uns die Werke selbst kalt. Es fehlte besonders in bedauerlicher Weise an eigenen Gedanken. Die bekanntesten Maler dieser Zeit sind auch im Norden meistens blosse Copisten oder Eklektiker und zeigen weder in der Auffassung noch im Colorit Eigenthümlichkeit. Es ist bekannt, in welcher Weise das Rokoko ausartete, und welche Geistes- und Geschmacksrichtung im zweiten und dritten Viertel des vorigen Jahrhunderts vorherrschte. In dem Ueberreichthum der Formen ging das Gefühl für das wahre Schöne verloren, und zugleich verschwand mehr und mehr eine natürliche und unbefangene Auf- fassung des Lebens. Man gewöhnte sicli daran, Alles in der künstlerischen Beleuchtung einer Idylle zu sehen, die naiv sein sollte, aber süsslicli und gefühlselig war. Man lebte in einer erträumten Welt und liebte in der Kunst die Wiederspiegelung des Lebens in einer unnatürlichen Ueberfeinerung, einer schwärmerischen Zartheit und erkünstelten Naivität. Auch am Hofe des Landgrafen Karl lebte man in der damals beliebten stillen, länd- lichen Zurückgezogenheit und in der „philanthropischen Gedankenwelt“, der die Gebildeten jener geistreich spielenden Zeit sich so gern hingaben. Den Gartenanlagen zu Gottorp wurde in der kurzen Zeit des Aufschwunges, den sie unter dem Landgrafen Karl nahmen, dieser Stempel der Zeit aufgeprägt, indem man sie wenigstens theilweise nach dem damaligen Geschmacke und den Anforderungen der Mode umgestaltete. Die Besucher konnten in einer Eremitage, umgeben von Lauben, Lusthäusern, Irrgärten und Blumenbeeten, wie in einer abgeschlossenen kleinen Welt sich in ein idyllisches Schäfer- und Schäferinnenleben hinüberträumen. Es wurden durch diese Art, die auch sonst an den norddeutschen Höfen Eingang fand, die originellen Anfänge zu jener romantisch - idyllischen Geschmacksrichtung gelegt, welche später weiter entwickelt als „englische Anlage“ zur Geltung kam und in der neuen Zeit be- sonders von dem Fürsten Pückler in den von ihm geschaffenen, grossen Parkanlagen zu Muskau neubelebt worden ist 1). Wie das Rokoko in Frankreich seine grössten Repräsentanten besass und von dort aus die stärkste Ver- breitung fand, so sollten diesem Stil in seinem Wiegenlande auch die grössten Gegner erwachsen. Zwei Männer, deren Namen auf unseren Lippen schweben, wenn wir an die epochemachende Ideenumwälzung des 18. Jahr- hunderts denken, haben gleichen Antheil an der Vernichtung des zu ihrer Zeit herrschenden Kunstideals, so sehr sie auch in anderer Beziehung Gegensätze bilden. Voltaire, dessen ätzende Gedanken das ganze Jahrhundert durchdrangen, vor dessen kritischem Messer keine noch so tief eingewurzelte Idee, kein noch so alter Glaube standhielt, erkannte zuerst die Schwächen des Rokoko und die darin liegenden Gefahren und trat mit der Waffe beissender Ironie dagegen auf. Rousseau aber, der mit der leidenschaftlichen Wärme und dem poetischen Schwunge seiner wunderbaren Beredsamkeit das verdorbene und blasirte Jahrhundert auf die Bahn der Natur hinwies, arbeitete durch dieses begeisterte Eintreten für ein neues Ideal nicht minder am Untergange jener Kunstrichtung. Neben den Ausläufern eines sich überlebenden Zeitalters traten aber auch in stets wachsender Zahl die Anzeichen einer neuen Richtung auf. Der Zopf2) (1770—1800), der dieselbe zunächst einleitete, verfiel freilich noch häufig in der naturgemässen Reaktion gegen die Auswüchse des Rokoko in das Extrem allzugrosser Steifheit und Kälte, doch verdient er als Wegespur der Kunstentwickelung volle Beachtung. Man besann sich auf die einfachen Formen der Antike und bemühte sich an Stelle der Fülle der sich durchkreuzenden Linien und Schnörkelbögen Gesetzmässigkeit und Klarheit zu setzen; nur hätte man in diesem Streben nicht so weit gehen sollen, in pedantischer Weise durch gerade Linien, horizontale Thür- und Fensterabschlüsse das griechische oder römische Ideal allein verwirklichen zu wollen. Die Schlösser jener Zeit sind lange, monotone, zier- und gliederlose Kasernenbauten. Einzig in der Decorationsweise hat dieser Stil Ansprechendes geleistet. Einige in demselben gefertigte Mobilien wies ehemals auch Gottorp auf. Das Beste aber leistete er in Frankreicli unter Ludwig XVI., besonders in dem heute leider ziemlich entstellten Boudoir der Königin Marie Antoinette in Klein- Trianon, welches als die zarteste Blüthe der damals dort herrschenden zierlichen und originellen Decorationsweise galt. Der in Berlin zur Anwendung gekommene Zopfstil ist allerdings weit anders geartet und trägt mehr den 1) Fürst Pückler-Muskau, geb. 1785, studirte in England die dort übliche freie Art der Gartenanlagen und beschloss, derselben in eigenartiger Umgestaltung in Deutscliland zum Siege jüber den französischen, zopfigen, die Natur willkürlich verändernden Geschmack zu verhelfen. Indem er daher den englischen Stil den deutschen Anforderungen anpasste, schuf er eine neue, natürliche Art der Gartenbaukunst, welche, von ihm und seinen Schülern praktisch und theoretisch verbreitet und gelehrt, noch heute für die deutschen Anlagen maassgebend ist und in jedem Stück das gerade Gegentheil der sonst grossartigen Gärten der alten Schule bildet, wie sie u. a. auch Schönbrunn und Bel- vedere bei Wien verführen. Es wird nun nicht mehr einer Landschaft ein fremdes, künstliches Gepräge verliehen, sondern vielmehr der eigen- artige Charakter, den jede Landschaft mehr oder minder ausgeprägt besitzt, vorher eingehend erforscht und sodann mittelst der Gartenkunst noch mehr hervorgehoben, verschönt und ergänzt. 2) Im engeren Sinne versteht man unter Zopf den Stil, welcher gleichzeitig mit der von Friedrich Wilhelm I. ausgegangenen Vereinfachung der Haartracht, durch welche der Zopf an die Stelle der Perücke trat, zur Herrschaft kam. 65 9