ForsideBøgerSchloss Gottorp : ein nordischer Fürstensitz

Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz

Forfatter: Robert Schmidt

År: 1887

Forlag: Ernst Homann

Sted: Kiel

Sider: 135

UDK: st.f. 725.17 sch

Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken

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Side af 143 Forrige Næste
B. Baubeschreibung. 1. Das Schloss. „Die Pietät ist die Wurzel des höchsten sittlichen Menschengefühls.“ fcichloss Gottorp vermag zwar, nachdem Zeit und Krieg ihr Zerstörungswerk an ihm ausgeübt haben, nur noch in einzelnen Theilen durch architektonische Schönheiten zu fesseln. Will man aber den Werken der Baukunst längst vergangener Zeiten gerecht werden, so darf man sich nicht auf einen rein ästhetischen, künstlerischen Standpunkt stellen, sondern muss auch den kulturhistorischen zu gewinnen suchen. Sofort werden sich dann die oft unregelmässigen Formen mit dem Reiz Theilnahme erweckender, stolzer, patriotischer Erinnerungen um- weben, welche bei dem Schlosse Gottorp besonders dem Schleswig-Holsteiner, den es an die wichtigsten Momente seiner drangvollen Landesgeschichte gemahnt, tief in die Seele greifen. Der Gedanke an die Vergangenheit des Gebäudes muss überhaupt dem Betrachter ersetzen, was hier an äusserer reiner Schönheit und Pracht fehlen mag. „Gebäude sind gleichsam lebendige Blätter der Geschichte, belehrende Vermittler zwischen Gegenwart und Ver- gangenheit“, sagt Fr. Bodenstedt, der so tief schauende und so überraschend wahr beobachtende Dichter. Sich dieser „Vermittelung“ hingeben zu können, darin besteht zwar nicht das einzige, aber doch ein wichtiges Geheimniss zum Verständnisse der älteren Baukunst. Es ist bei allen Künsten schwer, allein mit allgemeinen Gedanken und Principien ihre Werke zum Sprechen zu bewegen, auf dass sie uns ihr eigentliches Wesen offenbaren möchten' aber bei der Architektur ist es am schwierigsten. Selbst so ideale Bauwerke, wie die griechischen Tempel, vermögen einen lebhaft erregten Geist nicht auf die Dauer zu bewegen, wenn wir nicht in unserem Innern zugleich die geistige Höhe des Intellekts, die Harmonie des Staats- und Menschengefühls bei dem griechischen Volke bewundernd anschauen. Noch viel mehr ist auf einer anderen Stufe historischer Ent- wickelung, auf der es dem Menschen viel weniger gelingt, sich von Einflüssen der Zeit und der Umgebung frei zu machen, eine stete Rücksicht auf den sogenannten Zeitgeist nothwendig, wenn man von einem Bauwerk innerlich ganz befriedigt oder doch angesprochen werden will. Man muss es demnach als den Ausdruck seiner Zeit zu erkennen suchen. Zu dem deutschen Renaissanceschlosse gehört eng verbunden seine Umgebung. Dieselbe soll ihm nicht nur einen landschaftlichen Hintergrund bieten, sondern es werden auch ihrer malerischen Wirkung entsprechende Bauformen angepasst, und diese Harmonie zwischen Natur und Menschenwerk wird noch erhöht, indem erstere durch Parkanlagen, Wasserfalle, steile Hecken u. a. gleichsam noch zu einem weiteren Entgegenkommen veranlasst wird. Das Bauwerk seinerseits aber wird nicht nothwendig in rechtwinkeligen Aussenformen, welche mit der male- rischen Wirkung der Natur oft in schroffen Gegensatz treten könnten, aufgeführt; es begnügt sich auch nicht mit einer Façade, sondern öffnet sich der Umgebung mit mehreren. So herrscht also eine innige Wechselbeziehung, ein Anlehnen des Bauwerks an die Natur und auch ein Anpassen der letzteren an das angestrebte Bauideal. Schon von weitem leuchtet dem von Süden herannahenden Wanderer der mächtige Bau des Schlosses Gottorp zwischen dem Grün der Bäume entgegen; er überschreitet auf einer kleinen Brücke den Burgsee, der noch heute das ganze Schloss, nur an der Nordseite durch einen festen Damm unterbrochen, umgiebt. Auf den ersten Blick erkennt man, dass das Schloss ehemals eine doppelte Bestimmung hatte und ebensowohl eine fürstliche Residenz, wie eine Festung war. Eine tiefernste, uns an den Gang der Geschicke eines kräftigen deutschen Stammes ge- mahnende Sprache spricht der Bau zu uns, so dass wir, so oft auch unser Blick während der Besichtigung des Schlosses in seine anmuthige Umgebung abschweifen mag, uns doch dieses Eindruckes nicht erwehren können und wieder und wiederum uns sagen möchten: „Id quidem in hoc loco infinitum: ubicunque ingredimur, in aliquam historiam vestigium ponimus“. Verschiedene Zeiten haben an dem Schlosse gebaut; es zeigt die Formen der Gothik, des Uebergangs von der Gothik zur Renaissance, wie die der vollen Herrschaft der letzteren. Die nach Süden gekehrte Hauptfaçade 69