ForsideBøgerSchloss Gottorp : ein nordischer Fürstensitz

Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz

Forfatter: Robert Schmidt

År: 1887

Forlag: Ernst Homann

Sted: Kiel

Sider: 135

UDK: st.f. 725.17 sch

Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken

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Side af 143 Forrige Næste
Liebe und Sorgfalt hergestellten Decken mit ihrem unbarmherzigen Weiss überzogen. An der Südwand des noch mit einer reichen Stuckdecke versehenen Gemaches befindet sich ein jetzt broncirter und mit Hermengestalten flankirter Kamin. Die zu beiden Seiten desselben sichtbaren Gebälkfragmente legen die Vermuthung nahe, dass diese Feuerstätte einst weit grösser gewesen und aus den Ueberbleibseln einer früheren zusammengestellt sei. Den Raum neben dem Rundthurm an der Nordwestecke überspannt ein Tonnengewölbe, das durch einfache Stuck- ornamentik wirkungsvoll untertheilt ist, während die Decke des erwähnten, mit l. V m starken Wänden versehenen Thurmgemaches durch ein schweres, hochbusiges Gewölbe mit tiefen Stichkappen für Fenster und Nischen ge- bildet wird; der Schlussstein desselben senkt sich stalaktitenartig wie bei den spätgothischen, theilweise aufgehängten Fächergewölben so tief in den darunter befindlichen freien Raum, dass dadurch der Mangel einer in der Mitte scheinbar fehlenden stützenden Säule geradezu fühlbar wird. Von den im Nordflügel des Schlosses befindlichen Gemächern verdienen noch drei östlich der Kapelle liegende Säle Erwähnung. Zuerst kommt der sogen. Leichensaal, einst überwölbt, jetzt flach gedeckt, weil der Druck der Gewölbe beseitigt werden musste; derselbe wurde mit dem Gewölbe auch seiner reichen Stuccatur beraubt (1846), welche in figurenreichen Darstellungen Leichenzug und Trauer- gefolge vorführte. Der sogenannte Rittersaal, auch der lange Tanzsaal genannt, ist über jenem gelegen und gleichfalls durch seinen ehemaligen Schmuck interessant; die einst reich geschnitzte Balken-Decke desselben war mit Löwenköpfen und farbigem Ornament versehen; seine weitere Ausstattung, unter anderem in Rüstungen und 26 wenig werthvollen Darstellungen „sächsischer Fürsten“ bestehend, wurde 1853 öffentlich versteigert. Schliesslich ist der Hirsch- oder Maskeradensaal zu nennen, in der gleichen Weise wie die vorher erwähnten Räume an der Ostseite des Nordflügels gelegen und mit Kreuzgewölben überspannt. Den zuerst angeführten Namen trägt er nach einem über dem Kamin in Relief abgebildeten Hirsche, dem ein natürliches Geweili eingesetzt ist. Eine daneben befindliche Inschrift sagt: „Dieses Wild ist geschlagen auf der ossenfelder Heide vor den hohlen Wege, den 18. August im Jahre 1595“. Wie C. C. Lorenzen berichtet, fiel das Thier durch die Hand der damaligen Herzogin. Von der alten 2,60 m hohen, jetzt mit weisser Oelfarbe angestrichenen Holzvertäfelung der Wände ist jetzt noch einiges erhalten. Weiss und Gold waren ja bekanntlich eine Zeit lang die conventionellen Farben. Von den Gemächern der Westseite verdient allein der am Südende in der ersten Etage befindliche Raum, welcher jetzt leider als Militärküche dient, seiner interessanten Decke wegen besondere Erwähnung (vgl. Tafel X). Stilvolle Renaissance - Stuckornamente bedecken hier sowohl den mittleren Spiegel als die gewölbten Stichkappen der Fenster und Nischen. Der heisse Brodern, welcher täglich dem Kessel entsteigt, vermochte bisher den haltbaren, mit Kuhhaaren vermengten Stuck der Decke nur wenig zu beschädigen. Aus den nördlich hiervon gelegenen Räumen wurden 1853, als das Schloss Kaserne wurde, die schadhaften Gewölbe, welche trotz der an der Westseite besonders starken Streben in den umschliessenden Wänden kein genügendes Widerlager fanden und daher theilweise hinausdrängten, wie bereits angedeutet, entfernt und dafür Balkendecken und eiserne Anker eingezogen. Die schmalen Gänge, Corridore und Treppenräume dieses Flügels sind jedoch noch geblieben und mit kleinen Kreuzgewölben überspannt. Unter den mächtigen Kellergewölben dieser Seite ist noch ein ziemlich gut erhaltener Brunnen bemerkenswerth. Im Ostflügel endlich sind aus dem gleichen Grunde wie im Westflügel die Gewölbe sämmtlich ausgebrochen worden. 2. Die Schloss -Kapelle. Wir wenden uns nunmehr der Perle unter den Schlossbauten Gottorps, der herrlichen, in der Façade jedoch nicht hervortretenden Schlosskapelle zu, indem wir zu dem bereits beschriebenen, etwa in der Mitte der Südwand des Nordflügels befindlichen Portale zurückkehren. Der Kapellenraum reicht durch die ganze Tiefe des Nordflügels; die Decke ist durch zwei Kreuzgewölbe in der Höhe des zweiten Stockwerkes gebildet. In seiner inneren Ausstattung ist uns ein seltener Schatz der Holzschnitzkunst erhalten, der wohl in seiner Art als unerreichtes Beispiel in den nordischen Landen dasteht. Dieses Hauptstück der Hochrenaissance in Schleswig-Holstein fand kürzlich auch, wie überhaupt die Arbeiten unserer Provinz aus dieser Periode, in Special- Werken über die deutsche Renaissance endlicli die ihm gebührende Würdigung. Mit welchem Schmuck und Aufwand stattete der prachtliebende Sinn des fürstlichen Schlossherrn diese Kapelle aus! In Folge Zusammenwirkens mannigfacher künstlerischer Kräfte ist dieser Raum in seinen edlen und reichen Kunstformen von unvergleichlicher Gesammtwirkung. Man pflegt bei deutschen Werken der Renaissance, wenn die Formen dieses Stiles in reineren Verhältnissen 78 10