ForsideBøgerSchloss Gottorp : ein nordischer Fürstensitz

Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz

Forfatter: Robert Schmidt

År: 1887

Forlag: Ernst Homann

Sted: Kiel

Sider: 135

UDK: st.f. 725.17 sch

Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken

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Side af 143 Forrige Næste
und edlerer Durchführung vorliegen, gern die ausführende Hand eines italienischen Künstlers zu vermuthen. In wie weit dies nun hier zutrifft, werden wir aus dem Nachfolgenden ersehen 1). Durch das beschriebene Portal der Kapelle schreitend sieht man den Raum zur ebenen Erde mit dem Gestühle für die Gemeinde und einigen reservirten Sitzen ausgefüllt, während alle Seiten mit auf fünfzehn jonischen Säulen ruhenden Emporen besetzt sind, die in früheren Zeiten für die Hofleute bestimmt waren. Auf der Südseite der Emporen gegenüber dem Fürstensitze befindet sich die Orgel, und gerade vor sich erblickt man nun zunächst unter dem fürstlichen „Betstuhl“ zwischen den beiden Fenstern der Nordwand den sich etagenartig aufbauenden Altar, welcher aus einem mit Ebenholz fournirten, eichenen Tafelwerk hergestellt ist; der untere Theil desselben schliesst kleine, früher mit silbernen Statuetten geschmückte Nischen und gewundene Säulen ein, die mit korinthisirenden, silbernen Kapitalen bekrönt und von Akanthusblättern umrankt sind. Die Friesfüllungen schmückt aufgelegtes, ebenfalls silbernes Barock-Ornament. Das in Silber - Hochrelief gearbeitete Hauptbild zeigt uns Christus und die beiden Schächer am Kreuze, darüber ein Basrelief aus gleichem Metalle Christi Himmelfahrt, während auf dem runden Reliefbilde in der Bekrönung Christus als Weltenrichter thronend dargestellt ist. Unter dem Hauptbilde befindet sich eine silberne, gravirte Tafel mit der Inschrift: I. Timothei. c. I. v. XV. Det er en trovaerdig tale og aldeles vaerd at annommes, at Christus Jesus kom til verden at giore syndere salige. Aehnliche Arbeiten der mit silbergetriebenen Reliefs geschmückten Barock - Kunstschreinerei befanden sich früher mehrfach im Lande, sowie im Norden überhaupt; besonders soll der Dom zu Schleswig sehr reiche und kostbare Exemplare besessen haben. Jetzt findet man diese Arbeiten noch häufig in den Kirchen Kopenhagens gut vertreten, so z. B. an Kanzel und Altar der Kapelle des 1884 grösstenteils abgebrannten Schlosses Christians- borg; doch auch in jeder grösseren Hauptkirche Dänemarks trifft man diese trefflichen Silberarbeiten, die alle in Stil und Arbeit fast gleich sind. Es ist noch nicht endgültig entschieden, ob diese Kunst-Erzeugnisse sämmtlich aus Augsburg oder Nürnberg stammen oder zu Christian’s IV. Zeit theilweise auch im Lande selbst verfertigt wurden. Einige von ihnen, z. B. der Silberaltar in dem Dome zu Roeskilde, sollen über Holland gekommen sein. Der übrigen inneren Ausstattung der Gottorper Kapelle wird durch die über die ganze Architektur ver- breitete Polychromie ein besonderer Reiz verliehen, und ist die harmonische Stimmung des Ganzen durch con- séquente Anordnung weniger, aber intensiver Haupt-Farben, sowie durch ein geschicktes Zusammenwirken von Sculptur und Malerei erreicht. Das Figürliche in dem Schnitzwerk hat einen natürlichen Fleischton erhalten. Die weisse Farbe herrscht im Ganzen vor, während die Tiefen mehr rothe, blaue, grüne und braune Farben zeigen und die feineren Gliederungen vielfach mit Gold hervorgehoben sind. Die Bekrönung des zu beiden Seiten des Altars befindlichen Gestühles bildet farbiges Schnitzwerk; in dem westlich gelegenen giebt die eingeschnitzte Inschrift „Anno 1598“ die Zeit der Entstehung an. Fünfzehn braun marmorirte Holzsäulen, deren unterer Theil bis auf 85 cm Höhe weissfarbiges, geschnitztes sogen. Roll- und Schmiedewerk auf schwarzem Untergrund deckt, wobei die an diesem Ornamente charakteristischen Niet- und Nagelköpfe in Roth, Blau oder Gold hervorgehoben wurden, sind mit goldbroncirten jonischen Kapitälen versehen; sie tragen ein Gebälk, dessen darüber befindlicher, dunkler Fries Bibelsprüche zur Erklärung der die Emporen-Brüstung schmückenden, auf Holz gemalten Oelbilder enthält, während das Gesimse durch Zahnschnitt und vergoldete Consolen wirkungsvoll hervorgehoben ist. Die Seiten des viereckigen Unterbaues der Säulen sind ebenfalls mit dem besonders in der Mitte des 16. Jahrhunderts und später in der deutschen und holländischen Renaissance so beliebten Lederornament mit seinen scheinbar aus der Fläche heraustretenden, ausgeschnittenen und aufgerollten Rändern bedeckt; einmal ist in demselben die Jahreszahl 1590 angebracht. Weisses Riemenwerk auf schwarzem Untergrund verbreitet sich hier über die Seiten des Stilobats. Auch an anderen Theilen der Kapelle finden wir dies Motiv, aus welchem sich bekanntlich die Cartouche entwickelte, die gerade in diesem Stil besonders auf dem Gebiete der Buchausstattung in der zweiten Hälfte des 16. Jahr- hunderts eine so grosse Rolle spielte. Diese hauptsächlich zur Flächenverzierung und zur Umrahmung von Wappen, Epitaphien, Tafeln und dergleichen verwendeten herausgebogenen, gerollten Bänder und Lappen, wie wir solche in den Kirchen des Landes an zahl- reichen Denkmälern angewendet sehen, erinnern sehr an gewalztes Blech und geschmiedetes Eisen und erscheinen weder in Holz noch in Stein ganz stoffgerecht. Dennoch haben die Künstler in diesem dem Willkürlichen und Phantastischen grossen Spielraum gestattenden Decorations-Motive ihr Talent erfolgreich versucht und vielleicht gerade aus diesen Ursachen einen besonderen Reiz darin gefunden. Sie copirten die Motive der Sohmiedekunst 0 Zur Orientirung über italienische Holzsculptur und Intarsia, sowie zu vergleichenden Studien mit unseren nordischen Arbeiten dieser Richtung sei hier auf das interessante, in den Annalen des italienischen Handelsministeriums erschienene Werk hingewiesen: Della scultura e tarsia in legno dagli antichi tempi ad oggi, noticie storico-monografiche del conte commendatore Demetrio Carlo Finocchietti (Firenze 1873). 74