ForsideBøgerSchloss Gottorp : ein nordischer Fürstensitz

Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz

Forfatter: Robert Schmidt

År: 1887

Forlag: Ernst Homann

Sted: Kiel

Sider: 135

UDK: st.f. 725.17 sch

Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken

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Side af 143 Forrige Næste
der westlichen Fensternische wechseln mit den flach geschnitzten sechs Apostelgestalten des „S. Bartelmeus, S. Thomes, S. Mathäus, S. Jacobus, 8. Johannes, S. Philippus'1 ab, und die kleinen Tafeln im Fries der Nordwestecke zeigen zweimal die Jahreszahl 1614, Besonders die feinen Intarsien an den schmalen Fensterpfosten der Südwand sowie der östlichen Logenthüre sind in Zeichnung und Ausführung beachtenswerth. Aus Blumenkörben und Vasen steigen hier durch Vögel und allerlei Gethier belebte Ranken auf, welches fein empfundene Ornament die verschiedenartigsten Holztöne zeigt und sich vor allen übrigen Intarsien auszeichnet (s. Tafel XVI, Nr. 5, 7 und 9). Die kräftig gegliederte Decke (s. Tafel XV) enthält in schön profilirten Umrahmungen drei Hauptfelder mit mehreren Untertheilungen, welche sämmtlich mit reich componirten Intarsien ausgelegt sind, wogegen an den Kreuzungen der Zwischenbalken geschnitzte Löwenköpfe mit Maulring, sowie Sonnen (Frauenköpfe mit Strahlen- kranz) herunterblicken, oder sauber gedrehte Blüthenkelche mit knaufartigem Stempel herabhängen '). In dem Hauptfelde zeigt ein farbiges Holzmosaik in den eigenthümlichen Tönen der verwendeten Holzarten die Auferstehung Christi, ein Bild von trefflicher Wirkung (s. Tafel XVI, Nr. 2). Bei einem Theile der Decke (Westseite) ist statt der eingelegten Arbeit solche dunkelfarbig aufgelegt und mit Niet- und Nagelköpfen befestigt. Mit ganz besonderer Liebe hat aber der Schöpfer dieser Herrlichkeiten an der Hauptthüre der fürstlichen Loge gearbeitet, deren innere Seite einen ausserordentlichen Reichthum des Ornaments zeigt und deren Intarsien sowohl wie das Schnitzwerk mit grösster Sorgfalt ausgeführt sind (s. Tafel XIV). Auch die glatten, mit korinthischen Blätterkapitälen versehenen Säulenschäfte, welche das schöne Mittelfeld flankiren, sind gleich diesem mit eingelegtem Ornamente bedeckt. Das letztere wiegt hier wie überhaupt bei der ganzen übrigen inneren Ausstattung der Loge vor, während das Schnitzwerk, welches bereits früher theilweise von wenig geschickter Hand ausgebessert wurde, mehr zurücktritt. Der obere Theil der Thüre zeigt in gleicher Technik die Jahreszahl 1613. Was die Zeichnung der Thüre betrifft, so ist dieselbe originell componirt; die Phantasie des Künstlers bewegt sich hier ähnlich wie bei den oben erwähnten schmalen Fensterpfosten mehr im vegetativen Ornament, also in Blumen-, Blatt- und Rankenwerk; doch auch Vögel, Vasen und die Perspective finden hier Anwendung; ebenso kehrt das bereits mehrfach erwähnte Rollwerk mit seinen Niet- und Nagelköpfen, wenn auch weniger hervortretend, stets wieder (s. Tafel XVI, Nr. 6). Farbige Hölzer und mitunter Silberfäden2) an den Rändern heben die Conturen der Zeichnung wirkungsvoll hervor, wobei hin und wieder eine tiefere Schattirung durch das Brennen der Hölzer hervorgebracht wurde. In allen Theilen dieser Arbeiten zeigt sich die grösste Mannigfaltigkeit verbunden mit einer Eleganz in den glücklich getroffenen Abstufungen, die ein Zeugniss von der grossen Erfindungsgabe eines bedeutenden Künstlers ablegen. Die beiden die Façade der fürstlichen Loge krönenden Wappen finden sich an dem oberen Theile der zweiten nach den westlichen Emporen führenden Thüre der Loge in Intarsia wiederholt. Die auf Tafel XVI und XVII wiedergegebenen Details geben uns einen Begriff von der Feinheit der von plastischem Schnitzwerk umrahmten Intarsien, von dem Reichthum der anmuthigen Ornamentik, der unerschöpflichen Phantasie des Künstlers, sowie von der guten architektonischen Anordnung dieser Wand- und Deckendecoration. Es ist in der That ein Werk, welches in der Anlage und Durchführung echt künstlerisches Talent verräth. Die verschiedenartige Composition der Zeichnung lässt aber deutlich erkennen, dass auch verschieden vor- gebildete Kräfte hier neben einander schafften und sich gegenseitig beeinflussten, wie solches auch an anderen Orten, z. B. bei der inneren Ausstattung der Schlosskapelle zu Celle, der Fall war. Während nämlich einzelne intarsirte Tafeln mit dem blumigen Ornament und den nur leicht angedeuteten geometrischen Motiven des Metallstils in ihrer ganzen Auffassung und Durchführung mehr an italienische Vor- bilder (s. Tafel XVI) erinnern3), zeigen andere wieder die phantastischen Bandverschlingungen und dem nordischen J) Diese Drechslerarbeit ist wahrscheinlich von Jürgen Bock, dem „Dreyer“, aus der Zeit vom 1. Januar 1612 bis 6. Februar 1613 hergestellt. 2) Einige wollen dieses eingelegten Silberdrahtes wegen die Thüre als eine italienische Arbeit erkennen, was aber vorläufig nicht zu be- gründen ist. In Italien ist diese Art wenig bekannt (s. Demetrio Carlo Finocchietti a. a. 0.). In Bukarest kannte man die Verwendung von Silberstiften, doch kommt Silberdraht bei ähnlichen Arbeiten niclit vor. Dagegen findet sich diese Technik nach einer Mittheüung des Directors Prof. Lessing in Berlin an kleinen Kästen — wahrscheinlich Bolzenkästen — besonders deutscher und französischer Arbeit, auf deren einem der Verfertiger sich als arquebusier bezeichnet hat. Auch spätere holländische Arbeiten um 1680 zeigen diese der französischen Boulearbeit verwandte Technik; doch bemerkt man sie hier neben der Verwendung von Holz, Schildpatt und Zinn. Im Orient ist eingelegter Silberdraht bei geometrischem, nicht figürlichem Ornament beliebt gewesen. Auf Büchsenschäften und Kolben findet sich allerdings oft das ganze Ornament aus Drähten gebildet. Endlich hat Director Prof. Luthmer in Frankfurt a/M. eingelegte Silberdrähte bei Intarsien bemerkt, die aus dem Odenwald stammen sollen. Es dürfte also aus dem Vorstehenden hervorgehen, dass die Verwendung von Silberfäden keineswegs ein Charakteristicum eines speciellen Genres oder einer eigenen Localproduction ist. 3) Aehnlich schöne Intarsien finden sich aus dieser Zeit auch an anderen Orten Norddeutschlands, so z. B. in dem Neustädter Bathhaus zu Braunschweig. 77