Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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keine Garantie für die Vollständigkeit der in den benannten Archiven vorhandenen Rechnungen und Namens.
Verzeichnisse.
Die Compositionen der meisten Intarsien in der fürstlichen Loge lassen, wie schon erwähnt, einen Künstler
erkennen, der die lormenwelt und Motive sowohl der deutschen wie der italienischen Renaissance entweder aus
eigener Anschauung oder aus Zeichnungen, Stichen und Lehrbüchern kannte und beherrschte, während wiederum
andere Intarsien mehr einen ländlichen, wenig gereisten Meister verrathen, der, über die Fortentwickelung der
Kunst und den damals in anderen Ländern herrschenden Geschmack nur schlecht unterrichtet, mit Zähigkeit an
den alten überlieferten Formen festhielt.
Jedenfalls aber liegt kein Grund vor, jede hervorragend schöne Arbeit im Lande, so lange dies nicht aus
Urkunden und sonstigem Material mit Sicherheit erwiesen ist, sofort einem fremden, speciel! einem italienischen
Künstler zuzuschreiben, wie es nicht selten noch geschieht.
Wegen der in der damaligen Zeit üblichen Art der Benennung sind die vollen Namen freilich oft in den
alten Amts-, Bau- und Nagel-Rechnungen schwer zu finden, da die Personen häufig, besonders im 16. Jahrhundert
und früher, fast nur mit Vornamen genannt werden1). Ferner sind die älteren Lohnregister häufig in platt-
deutscher Sprache abgefasst und erfordern wegen der nicht selten wenig deutlichen Schrift ein mühsames Studium.
Es erscheint aber besonders für die Kunstgeschichte Schleswig - Holsteins eine Durchforschung dieser Lohn-
register durchaus erforderlich; denn es giebt äusser den Chroniken wohl kaum andere schriftliche Denkmäler der
Vorzeit, welche für die Erkenntniss des privaten Lebens in vergangenen Jahrhunderten so wichtig wären wie
die bis auf die neueste Zeit vernachlässigten alten Rechnungen, welche in das häusliche Leben oft einen tieferen
Einblick gestatten, als manche Chroniken.
Nur geringe Verwandtschaft zeigen die Arbeiten in der fürstlichen Loge zu Gottorp mit denen in der Königsstube
zu Lübeck, welche der Lübecker Meister Tönnies Evers (de Snidecke), der in den Urkunden des Jahres 1589
erwähnt wird, 1590 Aeldermann der Zunft wurde und 1612 starb, mit seinen Gesellen auf Geheiss des Rathes
ausführte 2). Dort ist der plastische Schmuck wirkungsvoller, während zu Gottorp die Intarsien vorherrschen3).
Die jetzt zu Lübeck ins Werk gesetzte Inventarisirung der Kunstdenkmäler wird übrigens vergleichende Studien
wesentlich erleichtern, die Kunstforschungen im Lande gewiss nicht selten unterstützen und manches Dunkle und
Lückenhafte in der Kunstgeschichte Schleswig - Holsteins aufklären und ergänzen helfen 4).
3. Die Gottorp'sehen Gärten und Anlagen.
Nach der Schilderung des Schlosses, das uns durch die Erinnerung an seine geschichtliche Vergangenheit
ernst und nachdenklich stimmt, zugleich aber auch durch seine ausgezeichnete Lage im innersten Schleibusen
von dessen Küsten Laubwald und grünende Hügel herüberwinken, in hohem Grade entzückt, erübrigt es uns noch,
festzustellen, was von den schon mehrfach erwähnten Parkanlagen und von dem reichen künstlerischen Schmuck,
mit dem feinsinnige Fürsten die Anmutli der Lage ihrer Residenz noch zu erhöhen verstanden, auf unsere Tage
gekommen ist.
Es sind nur traurige Reste einer einst hochentwickelten Gartenkunst, welche wir hier nicht ohne Wehmuth
betrachten können. Eine Kastanien - Allee führt jetzt von der Nordseite des Schlosses nach den ehemaligen
Gartenanlagen des „Neuwerk“; die früher im Norddamme befindlichen Brücken sind verschwunden, der Burgsee
ist durch Abtragung der Bastionen besonders an dieser Seite fast ganz ausgefüllt, und so hat das Gesammtbild
manchen Reiz verloren.
Von den Ueberbleibseln der ehemaligen Parkanlagen erregt unsere Aufmerksamkeit besonders ein Rondel,
das von mannigfach geformten, ungefähr 1 m hohen Steinvasen umgeben und in der Mitte mit einem Bassin ver-
1) So z. B. durfte der oben erwähnte Drechsler Heinrich „Dreyer“ nur mit seinem Vornamen genannt sein und der zweite Name sich
wohl nur auf sein Handwerk beziehen.
2) Senator Dr. Brehmer zu Lübeck berichtete über diesen Meister in den Mittheilungen des Vereins für Lübeck’sche Geschichte und
Alterthumskunde 1885. 2. Heft, Nr. 6.
3) Auch zu Lübeck stand ernst die Kunst des Bildschnitzens in hoher Blüthe; wurde doch u. a. Claus Berg Anfangs des 16. Jahrhunderts
von der Königin Christina, der Wittwe des Königs Hans, von Lübeck nach Odense berufen, wo er sich durch seine Werke einen grossen
Namen erwarb.
1) Bei dieser Gelegenheit dürfte vielleicht auch urkundlich festgestellt werden können, inwieweit eine Verwandtschaft der Intarsien am
Getäfel der Kriegsstube zu Lübeck, welche Arbeiten die Jahreszahlen 1598, 1599 und 1608 tragen, mit denen zu Gottorp nachweisbar ist, ob
der Verfertiger der Gottorper Intarsien vordem auch zu Lübeck thätig war u. s.w.
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