Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
anderwärts schroffe, mächtig packende Contraste, sondern braucht ihre Mittel mit Maass. Aber eine desto
grössere Anmuth ist über die ganze Landschaft ausgebreitet. Waldumkränzte, friedliche Seen, sanft anschwellende,
im reichsten Waldesgrün oder Saatenschmuck prangende Hügel und bei günstiger Beleuchtung helle, freundliche
Farben bilden ihr wesentlichstes Merkmal.
Sehlussbetraehtung.
Unbeachtet durch die Gleichgültigkeit der Nachgeborenen und entstellt durch die Ungunst der Zeiten haben die
Denkmäler der Vorzeit bis vor kurzem noch mit seltenen Ausnahmen im Lande ein trauriges Dasein gefristet.
So ist denn auch der Glanz dieses mächtigen Schlosses, welches Jahrhunderte hindurch der farbenprangende
Wohnsitz kunstliebender Fürsten war, geschwunden, und nur einzelne Theile der Architektur und inneren Aus-
stattung erinnern noch daran, dass hier einst Herzöge und Könige, umgeben von Künstlern und Gelehrten, einen
glänzenden Hof hielten.
Wenn nun auch die verschiedenen Bauperioden zu Gottorp den alten Bau stark mit unschönen Zuthaten
und Modernismen behaftet und manches wesentliche Constructionsglied willkürlich verändert haben, so hätte man
doch früher durch eine geschickte und verständige Restauration *) unter Leitung eines kunsthistorisch gebildeteten
Architekten noch eine grosse Zahl wichtiger alter Bruchstücke retten können, deren Zustand schon längst mit
Dringlichkeit ein Eingreifen forderte. Inzwischen sind nun aber manche Architekturtheile verschleppt worden
und haben z. B. auch auf dem Militärkirchhof als Gräberschmuck Verwendung gefunden.
„In gewissen Zeiten erscheint es als die würdigste Bestimmung des Menschen, mit aller Sorgfalt dasjenige zu
erhalten, was die Kraft eines früheren Geschlechts uns hinterliess, und was wir nicht ohne Ehrfurcht betrachten
können“, sagte Schinkel, — ein Mahnwort für unsere rastlos vorwärtsstrebende Zeit, die allzu leicht in der atbem-
losen Hast des Erwerbes den rechten Sinn für die Pflege der Werke unserer Väter verliert.
Das Interesse an den Bauwerken der Vergangenheit steigert sich übrigens von Jahr zu Jahr, und, angeregt
durch geeignete Publicationen und belehrende Forschungen, mehren sich die Stimmen der Gebildeten, die eine
Restauration und Erhaltung aller wichtigen älteren Denkmäler als nothwendig anstreben; auch Schleswig-Holstein
steht hierin nicht zurück.
„Unser Jahrhundert hat trotz der gewaltigen Umgestaltungsarbeit, mit welcher es auf allen Gebieten des
öffentlichen Lebens ringt, die Tugend der Pietät bewahrt“, sagte S. K. K. Hoheit der Kronprinz des Deutschen
Reiches, Friedrich Wilhelm, bei Eröffnung der Jubiläums-Ausstellung zu Berlin im Mai vorigen Jahres und
schloss seine Rede mit dem Ausspruche: „Wohl dem, der seiner Ahnen gern gedenkt!“ Möchten diese goldenen Worte
auch in Bezug auf die Erhaltung der besprochenen Kunstdenkmäler Schleswig-Holsteins Berücksichtigung finden!
Ihre Beherzigung wird gewiss stets segensvoll wirken.
Schloss Glücksburg blieb seiner Bestimmung erhalten, und Schloss Augustenburg konnte endlich der seinigen
zurückgegeben werden. Nur an dem Stammschlosse Gottorp, das, wie wir näher darlegten, der künstlerische
Mittelpunkt war, der dem Lande seit langer Zeit fehlt, sollte die Unbill harter Zeiten ungesühnt bleiben, trotz-
dem der Zustand dieser alten, berühmten ehemaligen Residenz wenig dem Range und der geschichtlichen Bedeutung
des dort entsprossenen Fürstengeschlechts entsprach.
Und doch wäre auch diesem Schlosse eine andere, der früheren Bestimmung weniger entgegengesetzte Ver-
wendung zu wünschen gewesen. Ohnehin sind die in alten Schlössern, Klöstern und Rathhäusern einquartirten
Truppentheile und Behörden, nachdem unsere Zeit so mannigfache Fortschritte in der Anlage öffentlicher Gebäude
gemacht hat, in vielfacher Beziehung meist nicht günstig untergebracht, so dass häufig schon im Interesse der
Nützlichkeit die Verlegung derselben in eigene Kasernen oder Dienstgebäude sich empfiehlt. Zu Gottorp waren,
wie wir schon am Schlüsse des historischen Ueberblicks bereits bemerkten, bedeutende Kosten erforderlich, um das
Schloss für seine heutige Bestimmung weiter auszubauen und einzuricliten, und dennoch werden diese theuren
Arbeiten kaum einen nicht viel kostspieligeren Neubau vollkommen ersetzen.
Wie wir uns in der vorliegenden Arbeit über die einstige Kunstthätigkeit zu Gottorp zu orientiren suchten,
so dürften auch weitere systematische und eingehende Specialforschungen über andere wichtige Kunstdenkmäler
1) Die Aufgabe des Restaurators hätte, um solche kurz zu erwähnen, freilich keineswegs darin bestehen dürfen, eine straffe
stilistische Einheit durch Purification anzustreben, sondern vielmehr darin, dem Schlosse die Zeugnisse seiner Geschichte zu erhalten und
spätere Zuthaten nur dann zu beseitigen, wenn sie entweder im scharfem stilistischen Widerspruche mit dem Hauptbau stehen, oder an sich
stillos und hässlich sind, und endlich, wenn der vor der betr. Aenderung vorhandene Zustand zuverlässig nachweisbar und ohne Nachtheil herbei-
zuführen gewesen wäre.
83 1
11 *