Zur Geschicte des Kryolith und der Kryolith Industrie
Ein Beitrag zur Chemiegeschichte in Dänemark
Forfatter: S.M. Jörgensen
År: 1600
Sider: 508
UDK: 54(09)(489) gl
Emne: Separatabdruck aus „Diergart, Beiträge aus der Geschichte der Chemie“.
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S. M. Jorgensen.
erfuhr die wissenschaftliche Welt, daß dieses Lager weit größer
war, als man sich gedacht hatte, und daß es zum großen Teile
entblößt lag1). Merkwürdig genug scheint Ivigtut der einzige Fund-
ort des Kryoliths zu sein. Als große mineralogische Seltenheiten
finden sich, einige Museumstücke des Minerals, welche von Miask
in Ural und von Pikes Peak in Colorado herriihren sollen.
Hierauf beschränkte sich, was man von Kryolith. wußte, bis
Jul. Thomsen 1849 begann, sich mit der Zersetzung desselben
zu technischen Zwecken zu beschäftigen. Schon im folgenden Jahre
fand er, daß sich das Mineral durch Kalk sowohl auf nassem als
auch auf trockenem Wege leicht zersetzen ließ, und schon 23. Jan.
1853 erhielt er ein Patent auf sein Verfahren, Soda und Aluminium-
sulfat aus Kryolith darzustellen. Der Kgl. grönländische Handel
hatte auf Thomsens Veranlassung im Jahre 1854 17 Tons Kryolith
nach Dänemark kommen lassen. Dasselbe wurde größtenteils zu
Versuchen in. größerem Maßstabe verwendet, das übrige wurde an
Seifensieder verkauft und davon rührte auch eine kleine Partie her,
welche im Jahre 1855 nach Stettin ging und ein gewisses Aufsehen
erregte2).
Die Schwierigkeiten des neuen Industriezweiges lagen nicht
so viel in der Fabrikation, sondern vielmehr in der Beschaffung
des Rohmaterials in hinreichender Menge.
Die Fabrikation hatte Thomsen in allen Einzelheiten aus-
gearbeitet. Das Aufschließen, des mittels Kantläufer fein ge-
mahlenen Kryoliths mit Kreide von Stevns Klint erforderte nur
eine recht gleichmäßige, auf einen ziemlich engen Temperatur-
intervall begrenzte Rotgluthitze. Anfangs, während sich die Fabrika-
tion noch im Versuchsstadiuni befand, wandte man Eisenretorten
an. Dieselben eigneten sich aber nicht fiir einen Großbetrieb, und
Thomsen erfand dann einen Flammofen äußerst sinnreicher Kon-
struktion mit zwei Feuerungen, eine an jedem Ende des Ofens, wo-
0 In Gieseckes Tagebüchern von der Reise, welche Fr. Johns trup
in „Meddelelser fra Grönland“ 1878 veröffentlichte, heißt es vom Kryolith-
lager, daß es „über 100 Lachter in die Länge und ungefähr 50 Lachter in
die Breite zum Teil entblößt zutage liegt“. Die Größenangabe ist doch nicht
genau; denn die größte Ausdehnung ist in die Länge nur etwa 130m, in die
Breite nur etwa 30 m. Die Tiefe kennt man noch nicht, sie muß aber sehr
beträchtlich sein.
2) S. H. Rose, Pogg. Ann. 96, 154; 98, 511.