Die Petroleum- Und Benzinmotoren, ihre Entwickung, Konstruktion und Verwendung
Ein Handbuch für Ingenieure, Studierende des Maschinenbaus, Landwirte und Gewerbetreibende aller Art
Forfatter: G. Liecfeld
År: 1894
Forlag: Druck und Verlag von R. Oldenbourg
Sted: München und Leipzig
Sider: 226
UDK: 621.43
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Die Petroleumdestillate in ihrer Eigenschaft als Krafterzeugungsmittel. 13
Leitung, Förderung und Regulierung der Petroleumzufuhr dienenden
Einrichtungen sehr sorgfältig ausgeführt sein müssen.
Durch einen Vergleich, welchen man in dieser Beziehung
zwischen Petroleum- und Gasmotoren anstellt, bekommt man den
richtigen Begriff von der Genauigkeit, mit welcher diese 'feile
arbeiten müssen. Ein kleiner Gasmotor von einer Pferdekraft braucht
in der Stunde ca. 1200 Liter Gas, der gleichstarke Petroleummotor
0,6 Liter Petroleum. Bei letzterem Motor ist also für die einzelne
Ladung ein 2000mal kleineres Volumen zu leiten, zu fördern und
einzAiregulieren wie beim Gasmotor, vorausgesetzt, dafs beide Maschinen
die gleiche Umdrehungszahl haben; das ist aber nicht einmal der
Fall, vielmehr läfst man den Petroleummotor meistens erheblich
schneller laufen, und sind dementsprechend noch kleinere Volumina
zu fördern.
Erschwerend auf die Förderung wirkt aufserdem noch die
aufserordentliche Dünnflüssigkeit des Petroleums, welche bezüglich
Dichthaltens der Stopfbüchsen, Hähne, Ventile und Verbindungen
die denkbar gröfsten Anforderungen an die Ausführung stellt. Von
solchen Konstruktionsteilen müssen also am Petroleummotor so wenig
wie möglich vorhanden sein.
Das Petroleum hat eine Verbrennungswärme von 10000 bis
10400 Wärmeeinheiten1); je nach dem Fundort des Petroleums,
je nach der Sorgfalt, welche auf die Durchführung der Destillation
verwendet worden ist, schwankt die Zahl oft über die angegebenen
Grenzen hinaus.
Der Verbrauch von Petroleum für die Pferdekraft und Stunde
beträgt, je nach Gröfse des Motors, heute 0,4 bis 0,6 Liter. Kin
guter Gasmotor mittlerer Gröfse braucht ca. 0,800 cbm Gas,
entsprechend 4000 Wärmeeinheiten für die Stunden-Pferdekraft. Der
Petroleummotor gleicher Grölse braucht 0,45 1 Petroleum vom spez.
Gewicht 0,825, also 0,37 kg Petroleum. 1 kg Petroleum hat
10200 Wärmeeinheiten; zur Erzeugung einer Stunden - Pferdekraft
wären also 10 200 X 0,37 = 3774 Wärmeeinheiten nötig. Berück-
sichtigt man geringe Abweichungen in den verschiedenen Qualitäten
des Leuchtgases und des Petroleums, so kann man also sagen, dafs
Gas- und Petroleummotoren hinsichtlich der Wärmeökonomie auf
gleicher Stufe stehen.
’) Eine Wärmeinheit ist die Wärmemenge, welche nötig ist, um die Tem-
peratur von 1 kg Wasser um 1 0 C. zu erhöhen.