Die Petroleum- Und Benzinmotoren, ihre Entwickung, Konstruktion und Verwendung
Ein Handbuch für Ingenieure, Studierende des Maschinenbaus, Landwirte und Gewerbetreibende aller Art
Forfatter: G. Liecfeld
År: 1894
Forlag: Druck und Verlag von R. Oldenbourg
Sted: München und Leipzig
Sider: 226
UDK: 621.43
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Sechstes Kapitel.
Vom rein theoretischen Standpunkt wird zwar die Kompressions-
arbeit durch die nachfolgende Expansion sofort wiedorgewonnen
werden; dies setzt aber ein absolutes Dichthalten aller Teile des
Motors voraus, wie es in der Praxis auf längere Dauer niemals zu
erreichen ist. Ein Teil der komprimierten Luft geht also immer ver-
loren und kommt bei der Expansion nicht wieder zur Geltung. Aufser-
dem wird der Reibungswiderstand durch die nutzlose Kompression
erheblich vergröfsert, so dals auch hierdurch Arbeit verloren geht.
Wird zur Regulierung das Auslaßventil aufgehalten, das
petroleum- und Gemischcinlafsventil zugehalten, so fallen die Kom-
pressionsperioden fort, es entsteht kein Verlust durch Undichtigkeit
und Reibungsarbeit, dieselben Verbrennungsprodukte der letzten
Ladung werden durch das geöffnet bleibende Auslafsventil solange
herausgesclioben und zurückgeholt, bis eine neue Periode von VoU-
gängen folgt. Die Abkühlung der inneren Cylinderwandungen ist
eine mäfsige, und kommt der erste Antrieb nach den »Aussetzern«
mit genügender Stärke. Welch erhebliche Reibungsarbeit durch nutzlose
Kompression verzehrt werden kann, geht daraus hervor, dafs ein
neuer Motor gleicher Gröfse und gleicher Konstruktion mit Ausfall
der Ladung und beibehaltener Kompression reguliert, für 5—6 Leer-
gänge einen Vollgang beansprucht, während er bei Regulierung durch
Aufhalten des Auslafsventiles, also aufgehobener Kompression, oft
für 8—9 Umdrehungen nur einen Vollgang braucht.
Beim Regulieren mit Aufhalten des Auslafs- und Einlafsventiles
und alleinigem Aussetzen der Petroleumzufuhr arbeitet der Kolben
mit noch geringerer Reibung, weil der Widerstand beim Ausstofsen
und Einsaugen der Verbrennungsrückstände und der Luft durch
zwei Öffnungen noch geringer ist wie bei der vorher besprochenen
Methode; aber die Abkühlung der inneren Cylinderwände ist hier
gröfser, der erste Antrieb nach einer längeren Periode von »Aus-
setzern« fällt schwach aus; auch wird die Einrichtung jedenfalls
dazu beitragen, den Petroleumgeruch im Aufstellungsraum des
Motors zu verstärken, wenn die Luft nicht von aufsen geholt wird.
Derartige Regulierungen sind wenig im Gebrauch.
Die angeführten Reguliermethoden lassen sich in sehr einfacher
Weise mit geringen Mitteln zur Ausführung bringen. Es ist hier
nicht nötig, wie bei den Regulierungen für veränderliche Ladung, die
Steuerungsorgane in bestimmter Stellung zu erhalten oder innerhalb ge-
wisser Geschwindigkeitsgrenzen »gemessen« zu bewegen, hier genügtes,
wenn das Steuerungsorgan zu bestimmter Zeit aus- oder eingelöst wird.