Die Petroleum- Und Benzinmotoren, ihre Entwickung, Konstruktion und Verwendung
Ein Handbuch für Ingenieure, Studierende des Maschinenbaus, Landwirte und Gewerbetreibende aller Art

Aufstellung und Wartung der Benzin- und Petroleummotorcn. 205 Alle Ventildeckel müssen aufgeschlift’en sein, d. h. ohne Zwischen- lage eines Dichtungsmateriales dichten. Ferner sollen sie auf dem Gehäuse drehbar sein, so dafs das Nachsclileifen ohne irgend welche Hindernisse vorgenommen werden kann. Zum Reinigen der Ventilschleifflächen und Führungen, der Cylindergleitfläehe, des Kolbens und der Schleiffiächen der Ventil- und Cylinderdeckel bietet sich in dem Petroleum und Benzin selbst ein vortreffliches Lösungsmittel dar. Vermöge ihrer Dünnflüssigkeit dringen diese Stoffe sofort in alle Fugen, breiten sich von selbst schnell aus, erweichen verharztes Öl und Petroleumreste und lockern den Rost, so dafs meistens ein kräftiges Abreiben der eingefeuchteten Flächen etc. genügt, um das Metall sofort blofszulegen. Zur Reinigung des Kolbens sind die Ringe von ihm zu ent- fernen; diese Arbeit ist namentlich bei kleinen Motoren mit der gröfsten Vorsicht auszuführen. Vor allen Dingen darf man die Ringe nicht weiter auseinander biegen, als dafs sie sich eben vom Kolben abstreifen lassen, anderenfalls ist ein Verbiegen oder Zer- brechen derselben zu befürchten. , Am sichersten verfährt man beim Abnehmen der Kolbenringe, wenn man die eine Hälfte des Ringes mit einem Drahthaken vor- zieht und nacheinander drei oder vier Blechstreifen zwischen Ring und Kolbenkörper schiebt. Mit Leichtigkeit lassen sich diese Blech- streifen nun gleichmälsig auf dem Kolbenumfang verteilen und bieten eine Überbrückung der Ringnuten dar, über welche sich die Ringe olme jede Schwierigkeit abstreifen lassen. Dabei wird der Ring nicht weiter ausgedehnt, wie nötig ist. Aufser der Kolbengleitfläche sind auch die Ringnuten auf dem Grunde und die Ringe auf der inneren Ringfläche von Ver- brennungsrückständen zu reinigen, anderenfalls wird sich der Kolben bei älteren Motoren mit ausgelaufenem Cylinder schwer aus- und einbringen lassen. Das Wiedereinsetzen des Kolbens in den Cylinder hat mit Vorsicht zu erfolgen, jeder Ring ist einzeln in die Cylinder- bohrung einzuführen, indem man die Schnittfuge zusammendrückt; man bedient sich hierzu am besten zweier flacher Holzstäbchen, auf keinen Fall darf inan die Ringe mit den Fingern so erfassen und zusammendrücken, dafs letztere zwischen Cylinderrand und Ring- kante zu liegen kommen. Die scharfen Ringkanten können zu sehr schmerzhaften Verletzungen Veranlassung geben. Solange nicht sämtliche Ringe von dem Cylinder erfafst sind, darf der Kolben nicht gewaltsam in die Cylinderbohrung hinein-