Die Petroleum- Und Benzinmotoren, ihre Entwickung, Konstruktion und Verwendung
Ein Handbuch für Ingenieure, Studierende des Maschinenbaus, Landwirte und Gewerbetreibende aller Art
Forfatter: G. Liecfeld
År: 1894
Forlag: Druck und Verlag von R. Oldenbourg
Sted: München und Leipzig
Sider: 226
UDK: 621.43
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Zweites Kapitel.
Aus den später folgenden Beschreibungen der verschiedenen
Benzinmotoren wird klar werden, nach welchen Seiten Hin man
bemüht gewesen ist, die praktischen Schwierigkeiten, welche sich
der Durchführung des einen oder des anderen Verfahrens entgegen-
stellen, zu überwinden.
Für das sichere Anlassen eines kalten Benzinmotors kommt in
hohem Mafse der Flüchtigkeitsgrad des Benzins und das Sättigungs-
vermögen der Luft mit Benzindämpfen in Betracht, beide sind ab-
hängig von der Lufttemperatur; sie sind bei Frostwetter wesentlich
andere wie an heifsen Sommertagen, so dafs es nicht gelingen wird,
einen Benzinmotor zu jeder Jahreszeit mit gleicher Benzin- und Luft-
Zufuhr sicher in Gang zu bringen, falls der Motor nicht in einem
Raum aufgestellt ist, in dem eine gleichmäfsige Temperatur künstlich
erhalten wird.
Man findet daher bei vielen Benzinmotoren Einrichtungen,
mittelst welcher der Benzinvorrat den Witterungsverhältnissen ent-
sprechend vorgewärmt werden kann; wo solche Vorkehrungen nicht
vorhanden sind, da mufs der Wärter unter Zuhilfenahme des Thermo-
meters die Benzin- und Luftöffnungen einstellen und den Motor mit
wohl eingeübter Energie andrehen, wenn das Anlassen ohne Zeit-
verlust und ohne Schwierigkeit erfolgen soll.
Das im Handel verkommende Benzin hat nicht immer genau
dasselbe spezifische Gewicht; diesen Abweichungen entsprechend,
wird bei einem geordneten Betrieb auch eine jedesmalige Änderung
des Luftquantums für die einzelne Ladung folgen müssen, damit
das Benzin ökonomisch verbrenne. Es gehört also zu jedem Benzin-
motor ein Instrument, mit Hilfe dessen das spezifische Gewicht des
Benzins genau ermittelt werden kann. Solche Instrumente — Araeo-
meter — sind, falls sie vom Fabrikanten des Motors nicht mit-
geliefert wurden, bei jedem Mechaniker zu haben.
Mit fleifsiger Benützung des Thermometers und Araeometers ist
es für den einigermafsen intelligenten Wärter durchaus nicht schwer,
den Benzinmotor jederzeit leicht in Gang zu bringen und in allen
Fällen eine gute Ausnutzung des Brennstoffes zu erreichen.
Wünschenswert wäre nur noch ein dem Indikator ähnliches,
aber viel einfacheres Instrument, welches dauernd mit dem Motor
in Verbindung zu bleiben hätte, an dem man jederzeit den höchsten
Verbrennungsdruck und möglichst auch den Verlauf der Verbrennung
ablesen könnte; eine solche Einrichtung müfste zu jedem Gas-, Benzin-
und Petroleummotor gehören, wie der Manometer zum Dampfkessel.